Wie es ist — Jenny Michel
Opening event: 15.9.2016 19h
Duration: 16.9 - 2.10.2016
Opening Hours: 16.9 – 18.9
12 – 18h
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Jenny Michel vereinigt in medialer Vielseitigkeit Objekte, Zeichnungen, gefundene Darstellungen und Texte zu komplexen Werkreihen, die stets einen vielschichtigen inhaltlichen Hintergrund von philosophisch-wissenschaftlichen Betrachtungen, eigenwilligen Assoziationen und selbst entwickelten Theorien besitzen. Die einzelnen Werke wachsen oft über einen Zeitraum von Jahren zu einer modulartig-labyrinthischen Gesamtstruktur zusammen und spiegeln in ihrer serienartigen Verknüpfung die weit vernetzten, stark analytischen Denkansätze der Künstlerin wider.
Zwischen Wissenschaftlichkeit und Fiktion changierend ironisiert Jenny Michel den Absolutheitsanspruch menschlichen Gedankenguts und entlarvt damit Idealvorstellungen als ambivalentes Phänomen von frappierender gesellschaftlicher Aktualität.
In Bezugnahme auf Samuel Becketts Roman „Wie es ist“ bespielt die Künstlerin die drei Etagen des Projektraums SMAC in loopartigen Strukturen auf verschiedenen medialen Ebenen. Dabei wird das Spannungsfeld ausgelotet zwischen einer sich verflüchtigenden Außenwelt und den sichtbar gemachten menschlichen Imaginationen und Sehnsüchten.
Modelle zur Erklärung von Welt - wie sie uns in wissenschaftliche Darstellungen und Karten oftmals dargeboten werden - sind gewöhnlich geprägt von Setzungen, die Absolutheitsanspruch besitzen. Sie markieren, scheint es, den Rahmen unserer Existenz. Doch stellen sie letztendlich auch Glaubens- und Denkmodelle dar, die oft mehr über die Zeit, in der sie entstanden sind, erzählen, als tatsächliche Wahrheiten eines „Außens“ zu beschreiben. Als manifestierte Spiegel der Gesellschaft reichen sie dabei oft weit in die Vergangenheit zurück.
Dem gegenüber stehen Utopien als ein in die Zukunft gerichtetes Glaubensmodell. Sie projizieren Ängste, Wünsche und Sehnsüchte einer Gesellschaft und verweisen auf ein dem Menschen innewohnenden Bedürfnis, sich einen Ausweg in Richtung Zukunft zu erträumen.
Während in Feedbackschlaufen sich verdichtende Sounds von einer bedrohlich permanenten Gegenwart künden, werden in den Collagen und skulpturalen Arbeiten der Ausstellung die Konsequenzen einer dauerhaften Suche nach Erklärungen und Weltbeschreibungen in Form von materialhaften Ablagerungen sichtbar gemacht.
Jenny Michel (*1975, Worms) lebt und arbeitet in Berlin.
Die Künstlerin wird vertreten von der Galerie FeldbuschWiesner
Text: Jenny Michel
Fotos: Frank Pichler, Frankfurt / Jens Ziehe, Berlin